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Alles, was du im August und September über Wein wissen musst

Der Wein ist eine Rankpflanze, die viele lange Triebe ausbilden und sehr schnell wachsen kann. Aus Platzgründen ist es daher oft nötig, das Wachstum etwas zu begrenzen, damit nicht auch die Balkone der Nachbarn zuranken. Es gibt jedoch noch eine Reihe weiterer Gründe, warum regelmäßiges Schneiden beim Wein so wichtig ist. Der wichtigste: eine reiche Ernte!

Früchte statt Blattwerk

Bereits nach der Blüte kannst du beim Wein einen Sommerschnitt durchführen und Triebe kürzen oder komplett entfernen. Es ist generell möglich, die Weinpflanze regelmäßig zu beschneiden, weil sie so starkwüchsig ist. Falls die Pflanzen bei dir bisher frei wachsen durften, ist es jetzt aber noch nicht zu spät für einen Schnitt. Benutze dafür am besten eine scharfe Gartenschere.

Die Pflanze soll ihre Energie ins Fruchtwachstum und nicht ins Höhenwachstum stecken. Für die Fruchtbildung ist es daher wichtig, dass Triebe entfernt oder eingekürzt werden. Trägt ein Trieb Früchte, dann lasse nach den Trauben fünf oder sechs Blätter stehen, der Rest des Triebes kann abgeschnitten werden.

Triebe ohne Fruchtansätze bzw. Trauben können komplett entfernt oder ebenfalls gekürzt werden, wenn sie zum Aufbau der Pflanze nicht benötigt werden. Hier hängt es davon ab, wie du die Pflanze erziehen, also in welche Form du sie bringen möchtest. Oft entwickeln sich größere Geiztriebe. Der Begriff ist dir vielleicht von Tomatenpflanzen bekannt. Die Geiztriebe beginnen dort, wo ein Blatt am Haupttrieb sitzt. Ist dieser Geiztrieb zu stark ausgebildet oder wuchert er zu sehr, kann er abgeschnitten werden.

Hast du versehentlich einen Trieb abgeschnitten, ist das meist kein Problem, da die Pflanze an dieser Stelle neu austreibt.

Neben dem Entfernen von ganzen Trieben ist es ebenso möglich, nur Blätter abzuschneiden. Das Entlauben ist notwendig, wenn du aromatische Trauben ernten möchtest, da diese ausreichend Sonnenlicht zum Reifen benötigen. Entferne also alle Blätter rings um die Trauben, die diese beschatten.

Fürs Schneiden, Ausgeizen oder Entlauben gilt: lieber nicht alles auf einmal. Verteile die Pflegemaßnahmen über mehrere Tage, damit die Pflanze besser damit zurechtkommt.

Weinpflanzen bilden sehr schnell neue Triebe.

Viel Farbe und noch mehr Aroma

Das Ziel des Schnitts und des Entlaubens ist es also, dass Licht auch ins Innere des Blattwerks gelangt, das mitunter sehr dicht werden kann. Die Trauben, die sich dort verstecken, benötigen Wärme und Sonnenlicht - man denke an sonnenbeschienene Weinstöcke, die nicht ohne Grund an Südhängen zu finden sind. Erst durch das Licht entwickeln die Früchte ihr ausgeprägtes, süßes Aroma, weil ausreichend Zucker eingelagert werden kann. Außerdem entwickeln blaue Trauben durch das Sonnenlicht erst ihre intensive Farbe.

Hat die Pflanze generell sehr viele Früchte gebildet, dann lasse nur die Rispen stehen, an denen sich die Trauben am besten entwickelt haben. Sehr kleine Früchte, die nicht so richtig wachsen wollen, können entfernt werden, denn dadurch entwickeln sich die anderen besser.

Das kräftige, violette Blau entwickeln die Trauben erst durch ausreichend Sonneneinstrahlung.

Mehltau: der fiese Feind der Weintrauben

Eine gut geschnittene Weinpflanze kann nach einem Regenguss schneller trocknen, da sie aufgrund weniger Blätter besser belüftet wird. Außerdem ist es in einem Dickicht aus Trieben und Blättern oft kühler und feucht, sodass sich Pilzkrankheiten ausbreiten können.

Vor allem der Falsche Mehltau macht der Pflanze zu schaffen. In regnerischen Sommern bzw. im Herbst, wenn die Nächte kühler und feuchter werden, fühlt sich der Pilz wohl, der für diese Erkrankung verantwortlich ist. Er befällt Blätter und zeigt sich an diesen zunächst an gelblichen oder bräunlichen Flecken an der Blattoberseite. Charakteristisch ist jedoch vor allem der Befall an der Blattunterseite, die von einem weißen Schimmel überzogen wird. Auch die Beeren können betroffen sein, sie vertrocknen nach und nach.

Der Echte Mehltau hingegen entsteht meist bei warmer, trockener Witterung. Er befällt die Früchte und lässt sie faulen, zeigt sich aber auch an den Blättern, die weiße oder gräuliche Flecken an der Oberseite bekommen. Der Echte Mehltau ist beim Wein jedoch deutlich seltener.

Mehltau kann auch andere Pflanzen befallen, du solltest daher immer Ausschau nach ersten Krankheitsanzeichen halten. Entferne befallene Blätter und Früchte möglichst frühzeitig, damit sich der Pilz nicht weiter ausbreitet. Bei einem geringen Befall kannst du Hausmittel zur Bekämpfung einsetzen. Es gibt viele verschiedene Sprühlösungen, die Abhilfe schaffen können, allerdings ist der Erfolg auch immer abhängig vom individuellen Standort, der Witterung, der genauen Anwendung und Mischung. Probiere es doch mal mit Backpulver: ein Päckchen Backpulver wird in einem Liter Wasser aufgelöst. Damit die Mischung später auf den Blättern haften bleibt, wird Öl benötigt. Gebe einen Esslöffel Raps- oder Neemöl hinzu und rühre einen Spritzer Spülmittel als Emulgator ein, damit sich das Öl mit dem Wasser verbinden kann. In einer Sprühflasche kannst du alles gut durchschütteln und die Pflanzen etwa einmal in der Woche damit behandeln.

Gegen Echten Mehltau kann eine Sprühlösung aus Milch helfen, da die Pilze die darin enthaltenen Milchsäurebakterien nicht mögen. Es eignet sich jedoch nur Roh- oder Frischmilch, keine haltbar gemachte Milch. Mische diese im Verhältnis von 1:6 bis 1:8 mit Wasser (also z.B. 100 ml Milch mit 600 - 800 ml Wasser). Das Gemisch kannst du mit einer Sprühflasche alle paar Tage auf die betroffenen Pflanzen sprühen.

Es gibt eine Reihe weiterer Sprühlösungen, die einfach selbst herzustellen sind und sowohl bei einem Befall als auch vorbeugend zum Einsatz kommen können. Dazu gehören Knoblauchbrühe, Ackerschachtelhalm-Sud, Brennnesseljauche oder auch Neemöl-Wasser-Mischungen.

Bei einem sehr starken Befall solltest du trotzdem auf keinen Fall chemische Spritzmittel verwenden! Diese können Nützlinge töten und gesundheitsschädigend für uns Menschen sein. Es gibt Alternativen auf ökologischer Basis, die unbedenklich sind und gegen Krankheiten eingesetzt werden können, wenn Hausmittel keine Abhilfe schaffen.

Links der Echte Mehltau auf einem Zucchiniblatt, rechts der Falsche Mehltau unter einem Weinblatt.

Tipps & Tricks, um Krankheiten vorzubeugen

Effektives Vorbeugen kann einen Befall verhindern und ist daher nicht nur beim Wein, sondern bei allen Pflanzen sinnvoll. Das Ziel ist es, die Pflanzen stark, gesund und widerstandsfähig gegen Mehltau und andere Krankheiten oder auch Schädlinge zu machen.

Der erste Schritt ist es, beim Kauf auf Sorten zu achten, die weniger anfällig oder im besten Fall resistent gegenüber bestimmten Krankheiten sind. Beim Wein ist es wichtig, dass dieser mindestens einen Meter von einer Hauswand entfernt stehen sollte, damit er ausreichend Platz für seine Blätter hat. Die Weinpflanze muss regelmäßig geschnitten und ausgelichtet werden.

Achte beim Düngen darauf, dass diese nicht zu stickstoffreich ausfällt, da das einen Befall von Mehltau begünstigt. Gieße die Pflanze dicht über der Erde, sodass kein Spritzwasser auf den Stamm oder die Blätter trifft. Eine Ausnahme von der Regel “Kein Wasser auf die Blätter” bilden natürlich die bereits genannten Sprühlösungen, die du vorbeugend zur Stärkung der Pflanze einsetzen kannst. Es ist ebenso möglich, sie ab und zu direkt mit dem Gießwasser zu verabreichen.

Eine tolle und einfach umzusetzende Maßnahme ist die Mischkultur: Wie so oft können Kräuter andere Pflanzen vor einer Krankheit schützen. Du kannst Wein zum Beispiel mit Schnittlauch oder Basilikum vergesellschaften, um Mehltau vorzubeugen. In meinem Garten habe ich ein kleines Kräuterbeet unter einer alten Weinrebe angelegt, da sich viele Kräuter über den Schatten freuen, den die belaubte Weinpflanze spendet.

Auf die Trauben, fertig, los!

Mehltau besiegt und den Weinstock frisiert? Dann kann es schon bald mit der Ernte losgehen. Den richtigen Zeitpunkt dafür bestimmst du vor allem durchs Probieren: fühlen sich die Trauben relativ weich an, teste einmal, ob sie schon süß und aromatisch sind. Unreife Weintrauben wirst du aufgrund des sauren Geschmacks schnell identifizieren können. Ein weiteres Indiz für die Reife ist der verholzte Stiel der Früchte, der nach und nach seine grünliche Farbe verliert und härter wird. Du solltest die ganzen Rispen auf einmal mit einer scharfen Gartenschere abschneiden, damit die Früchte nicht zerquetscht werden. Achte darauf, dass auch die kleineren Trauben weiter unten am Fruchtstand schon reif sind und entferne gegebenenfalls einzelne faulige Früchte.

Sind die Weintrauben an deiner Pflanze jetzt noch recht sauer, musst du dir keine Gedanken machen, die Erntezeit geht gerade erst los. Beherzige unbedingt die Tipps zur Entlaubung, damit die Früchte in der Sonne ihr volles Aroma entwickeln können.

Jeder noch so kleine Sonnenstrahl sorgt jetzt für volles Aroma.

Aktualisiert am

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Kommentare

Anna Ott    

Was für ein schöner und vor allem lehrreicher Artikel! Da weiß ich nun, was bei mir gemacht werden muss, damit die Trauben gedeihen.
Mir gefällt auch die Art, wie geschrieben wird: Sehr verständlich, freundlich und als ob nur für mich...
Vielen Dank!

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